Predigten
Der Monatsspruch für November lautet:
Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.
Dieser Vers aus dem zweiten Petrusbrief drückt die Hoffnung auf eine neue Welt aus, die von Gott neu geschaffen wird und in der es kein Leid mehr gibt.
Im November kommen die traurigen Feiertage: der Volkstrauertag, an dem wir der in den Weltkriegen gefallenen und vermissten Soldaten gedenken, und der Ewigkeitssonntag. An ihm denken wir an die in diesem Kirchenjahr in unseren Gemeinden verstorbenen Menschen.
Das Totengedenken stimmt mich nachdenklich. Wie wird das sein, wenn ich sterbe? Wie das ist, wissen wir nicht, aber wir wissen, dass es irgendwann soweit sein wird, dass auch wir gehen müssen.
Petrus tröstet seine Gemeinde mit dem Ausblick auf Gottes Reich. In der Offenbarung des Johannes wird die neue Welt so beschrieben:
„Siehe, die Stätte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen,
und sie werden sein Volk sein,
und Gott selbst wird bei ihnen sein,
und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen,
und der Tod wird nicht mehr sein,
noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein,
denn das Alte ist vergangen“.
(Offenbarung 21, 3ff)
Da wird uns ein Einblick in Gottes neue Welt geschenkt. Das tröstet und gibt Hoffnung.
Doch Todesfälle und Trauer bedrücken uns und werden zur Last. Dann ist es gut, Menschen um sich zu haben, die zuhören und trösten können, die uns verstehen. Auch Gott hat immer ein offenes Ohr für unsere Sorgen und Nöte. Ihm dürfen wir alles bringen, was uns bedrückt. Er hört uns – und er versteht uns. Zu Ihm können wir Zuflucht nehmen, um bei ihm geborgen zu sein. Heißt es doch beim Propheten Jesaja:
Ich will euch trösten,
wie einen seine Mutter tröstet.
(Jesaja 66, 13)
zum Monatsspruch Oktober 2024
„Die Güte des HERRN ist´s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.“
Klagelieder 3,22f
So lobt Jeremia Gott. Er ist dankbar, dass Gott zu ihm hält und ihn nicht im Stich lässt. Jeremia hatte es nicht leicht: er muss den Israeliten unangenehme Dinge sagen. Anschläge wurde auf ihn geplant und auch ausgeführt. Auch im Gefängnis musste er eine Zeit lang aushalten. Manches Mal hat er gekämpft: mit seinem Auftrag als Prophet, mit der Einsamkeit, mit Gott – denn manchmal hatte er den Eindruck, Gott kehre nicht nur seinem Volk, sondern auch ihm selbst den Rücken. Gottes Güte durfte er immer wieder erfahren: durch Hilfe, die er erfuhr und durch den Trost, den Gott ihm schenkte. Und schließlich durfte er auch etwas Schönes prophezeien: Dass Gott einen neuen Bund mit seinem Volk schließen würde und dass das Volk aus dem Exil wieder nach Hause ziehen dürfe. Das tröstete nicht nur das Volk, sondern auch den Propheten Jeremia. Für uns ist es auch ein großer Trost, zu wissen, dass Gott uns jeden Morgen mit Liebe und Güte entgegenkommt. Was auch am vergangenen Abend oder in der Nacht war, jeden Morgen dürfen wir neu anfangen und wissen, dass Gott vergibt und dass er barmherzig mit uns umgeht.
Wenn hier von Gottes Treue die Rede ist, dann ist vor allem die Bundestreue Gottes gemeint: Gott hält sich an seine Versprechen, und er hält sich an den Bund, den er einst mit Israel geschlossen hat, wie er sich an den Neuen Bund hält, den er in Jesus Christus mit allen Menschen schloss. Dieser Neue Bund gilt für alle Menschen, egal welcher Herkunft, welchen Geschlechts, welcher Stellung in der Gesellschaft:
„Durch den Glauben seid ihr alle Gottes Kinder in Christus Jesus (…) hier ist nicht Jude oder Heide, weder Sklave noch Freier, weder Mann noch Frau, denn ihr seid alle einer in Christus Jesus“ (Eph 3, 26ff).
Wer glaubt, wird selig – das ist der Bund und das Versprechen, das Gott uns Menschen gegeben hat. Er hält sein Wort. Wer zu Jesus Christus kommt, der wird nicht abgewiesen. Bei Gott dürfen wir ganz zu Hause sein.
Einen gesegneten Oktober wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin
Gabriele Mayer
Zum Monatsspruch September 2024
„Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“
Jeremia 23, 23
Ein ernstes Wort!
Aber ich glaube, das kennen wir alle: man hofft und betet – und nichts geschieht. Gott scheint uns nicht zu sehen und nicht zu hören. Hat es überhaupt noch Sinn, in einer solchen Situation zu beten? Wenn Gott so weit weg ist – hat er sich von uns abgewandt? Haben wir etwas falsch gemacht – und jetzt kehrt Gott uns den Rücken?
Ich erinnere mich an ein Lied aus meiner Zeit im Jugendkreis:
Herr, warum hörst du nicht mehr auf unser Gebet?
Hast du dich von deinen Menschen abgewandt?
Siehst du nicht, wie deine Welt zugrunde geht?
Greif doch ein, wir brauchen deine starke Hand!
Manchmal wünscht man sich, Gott würde eingreifen. Er würde die Kriege auf der Welt beenden und Frieden schenken. Er würde schaffen, dass niemand mehr hungern muss. Er würde gute, ruhige Zeit geben ohne Probleme, Schwierigkeiten und Streit. Das Leben ist kein Kindergeburtstag… Und doch macht es sehr wohl Sinn, weiter zu Gott zu beten. Auch wenn wir keine Veränderung zum Guten sehen, wenn sich nichts zu tun scheint – Gott ist dennoch da. Er sieht uns, und er hört uns. So geht der Text nach diesem Vers weiter:
„Meinst du, dass sich jemand so heimlich verbergen könnte, dass ich ihn nicht sehe?, spricht der HERR. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt?“
Gott ist oft näher als wir glauben können. Der Prophet Jeremia lebte in schweren Zeiten. Im Exil, fern von der Heimat, Vertriebener unter Vertriebenen. Doch er erhält auch Trost, und Gottes Verheißungen werden ihm offenbart. So kann er auch sagen: „Ihr werdet wieder nach Hause kommen. Das Exil findet ein Ende. Ich will euch einen gerechten König schicken, der gut regiert und Gerechtigkeit und Recht im Land wieder herstellt. Wir werden wieder in Frieden und Sicherheit leben können.“
Gleichzeitig aber kämpft Jeremia: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort!“, schreit er verzweifelt.
Doch das Exil endete wirklich, und die Israeliten kamen wieder nach Hause. Zwar war das Land verwüstet, Hauptstadt und Tempel zerstört… Der Tempel! War Gott jetzt nicht mehr bei ihnen? Im Tempel war man doch immer Gott sehr nahe gewesen! Da hat sicher mancher das Gefühl gehabt, Gott sei in weite Ferne gerückt. Und doch war er da, überall in seiner Schöpfung und erfüllte Himmel und Erde. Kein Mensch war ihm fern, als dass ER ihn nicht gesehen hätte. Da denke ich an Psalm 139, der diese Gedanken auch kennt:
„Herr, du erforschst mich und kennst mich.
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.
Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege.
Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“
Nun ist Gott aber nicht unbarmherzig. Er kommt uns nicht so nahe, um uns für unsere Fehler zu zählen und uns dann zu bestrafen. Er sieht gnädig auf uns, und er freut sich, wenn wir uns ihm anvertrauen. Wir halten uns fest an dem, was Jesus Christus sagte:
„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“
Einen gesegneten September wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin GMayer
„Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“ Ps 147, 3
Der Monatsspruch für August hält ein Versprechen für uns bereit: Gott sieht unsere Nöte und Sorgen, er versteht uns, und er hilft uns. Diese Zusage gilt zuerst dem Volk Israel: der Wiederaufbau Jerusalems soll bald geschehen, und die Menschen, die in der Verbannung leben mussten, sollten wieder nach Hause zurückkehren. Dem Volk wird Frieden versprochen, fruchtbares Land, reichlich Sonne und Regen und eine gute Ernte.
Das alles sind Dinge, die auch wir benötigen: Frieden – wer wünscht sich nicht Frieden, gerade in diesen Tagen? Und gutes Wetter, eine reiche Ernte – die Grundlage für ein gutes, ein gelingendes Leben. Der Psalmist lobt Gott dafür, dass Solches geschieht, er preist die Macht Gottes:
„Er zählt die Sterne und nennt sie alle mit Namen…er schafft deinen Grenzen Frieden und sättigt dich mit dem besten Weizen“.
Der Beter weiß, dass bei Gott Hilfe zu finden ist, wenn wir es schwer haben. Gott hat die Macht, uns zu schützen und zu heilen, wo andere Wunden geschlagen haben. Die Wunden müssen nicht unbedingt am Körper vorhanden sein, sondern auch und vor allem an der Seele. Und diese Wunden heilen nur langsam. Oft braucht man Hilfe, um wieder heil und gesund zu werden. Dabei können Menschen helfen, Ärzt*innen, Psycholog*innen, aber auch gute Freundinnen und Freunde. Jemand, der zuhören kann. Auch bei Gott finden wir Hilfe: zu ihm kann man fliehen, wenn man in Not gerät:
„Zuflucht ist bei dem alten Gott und unter den ewigen Armen“ (5. Mose 33, 27)
Und man kann Gott danken für alles, was gelungen ist, was schön war und uns gefreut hat:
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ (Psalm 103, 2)
Die größte Hilfe hat Gott uns in Jesus Christus geschickt. Er ist der Heiland. Das heißt, dass Jesus Heil bringt, aber auch, dass er heil macht. Heil gemacht hat er das Verhältnis zwischen den Menschen und Gott. Seit Jesu Tod und Auferstehung dürfen alle zu Gott kommen und als seine Kinder unter seinem Segen leben. Nichts kann uns von seiner Liebe trennen.
Jesus begann seine erste öffentliche Predigt mit Worten aus Jesaja 61:
„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, den Armen das Evangelium zu verkündigen; er hat mich gesandt, den Gefangenen zu verkünden, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen werden, und den Unterdrückten, dass sie frei und ledig sein sollen, und damit ein Gnadenjahr des Herrn zu verkündigen“ (Lukas 4, 18f)
Das Gnadenjahr Gottes dauert immer noch an. Unsere Wunden, sichtbar oder unsichtbar, werden heilen, und die zerbrochenen Herzen werden wieder ganz und kräftig werden. So erfahren wir Gottes Gnade in unserem persönlichen Leben. Wer zu Gott kommt, wird aufleben.
Einen gesegneten August
wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin
Gabriele Mayer
Die Jahreslosung 2024: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“
Liebe Gemeinde!
Die Jahreslosung für das Jahr 2024 steht am Ende des ersten Korintherbriefes.
Paulus ermahnt die Christen in Korinth, gut miteinander umzugehen. Die Liebe als das Band der Vollkommenheit soll die Gläubigen zusammenhalten und miteinander verbinden.
Die Gemeinde in Korinth war sich nicht immer einig, und das bereitete Paulus Sorgen. Im dritten Kapitel weist er darauf hin, dass allein Jesus Christus das Zentrum des Glaubens ist und nicht einer der Apostel. Da gingen die Meinungen in Korinth nämlich auseinander: die einen waren für den Apostel Apollos, die anderen hielten zu Paulus. Doch wichtig ist allein, dass alle an den gleichen Herrn und Gott glauben und ihm dienen. Es gab auch Rechtsstreitigkeiten in der Gemeinde.
Paulus mahnt zur Einheit und zu gegenseitigem Verständnis. Und wichtig ist ihm nicht nur, dass alles in Liebe geschehen soll. „Wacht, steht fest im Glauben, seid mutig und stark!“, schreibt er. Das heißt: sich nicht beirren lassen, in all den Schwierigkeiten des Lebens nicht den aus den Augen verlieren, der das Leben gibt: Gott.
Auch in unserer Zeit ist es wichtig, den Glauben an Gott festzuhalten und nicht mutlos zu werden. Denn angesichts von Kriegen und Gewalt, von Hunger und Naturkatastrophen gilt es, sich für den Frieden einzusetzen und nicht resigniert zu denken: es hilft ja doch alles nichts. Natürlich ist das nicht einfach. Es erfordert nicht nur Mut, sondern auch Kraft und Durchhaltevermögen. Die Kraft müssen wir uns von Gott schenken lassen. Das Durchhaltevermögen wird bestärkt durch die Hoffnung, die wir Christen haben. Die Hoffnung, dass das Leben gelingen kann, dass es Fortschritte gibt, dass der eigene Einsatz die Mühe lohnt. Diese Hoffnung ist getragen von dem Glauben, dass Gott uns beisteht und unsere Nöte sieht – und versteht.
Jesus Christus hat als Mensch gelebt, als einer von uns, und er kennt diese Situationen, in denen man aufgeben will. Doch er spricht uns Mut zu: Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. Dieses Versprechen gilt uns allen, daran können wir uns festhalten. So gehen wir in das Neue Jahr in der Gewissheit, dass Gott uns auch in der kommenden Zeit trägt und hält, dass seine Güte jeden Morgen neu ist, und dass seine Kraft größer ist, als wir uns vorstellen können.
Paulus weist auf Jesus Christus als Zentrum des Glaubens hin. Die Liebe ist die Macht Gottes, die Feinde zu Freunden werden lässt, die verwandelt und neues Leben zum Blühen bringt.
Möge alles bei uns in Liebe geschehen – Denn drei Dinge bleiben: Glaube, Liebe und Hoffnung. Aber die Liebe ist die größte von allen.
Ihre Pfarrerin
GMayer
Ansprechpartner/in:
Pfarrerin Dr. Gabriele Mayer
gabriele.mayer@kbz.ekiba.de
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